Die eiskalte Bierflasche – „Frosty look“ in der Produktfotografie
Heute geht’s mal nicht um Portraits, sondern um Produktfotografie.
Auch der Lichtaufbau ist erst mal nebensächlich. Es geht darum, wie man (in diesem Fall) eine Bierflasche so vorbereitet, dass der Eindruck entsteht die Flasche käme geradewegs aus dem Gefrierschrank.
Wenn man eine gekühlte Bierfalsche aus dem Eisfach nimmt, beginnt das Wasser zu kondensieren, es entsteht dieser feine, matte „Nebel“ auf der Flasche, dieser gefrostete Look. Kurz danach bilden sich Tropfen.
Das Problem besteht darin, dass dieser Zustand nicht lange anhält, Tropfen folgen der Schwerkraft, die Flasche wird wieder „durchsichtig“. Man hätte hier also ein relativ kurzes Zeitfenster um das Foto in den Kasten zu bekommen. Außerdem hat man kaum Einfluss auf den Effekt selbst.
Also bleibt nur eins, man versucht den Effekt künstlich nachzuahmen.
Vorbereitung der Flasche
Zuerst sollte eine passende Flasche ausgesucht und vorbereitet werden. Das Etikett sollte möglichst gerade sein, am Flaschenbauch und am Hals der Flasche. Viele Glasflaschen haben eine „Naht“, also einen „Streifen“ im Glas. Die kann man zwar leicht in Photoshop entfernen, aber man sollte trotzdem schon vorher darauf achten, wo sich diese Naht befindet.
Grundsätzlich ist es eine gute Idee, das Etikett auf der Rückseite der Flasche zu entfernen, da dieses sonst von hinten kommendes Licht blockiert. Ich nehme dazu feuchtes Papier von der Küchenrolle und lege die Flasche so rein, dass nur das Etikett auf der Rückseite schön aufgeweicht wird. Dann einfach abziehen und die Klebereste abkratzen. Bei manchen Flaschen (Corona und Heineken zum Beispiel) kann man das Etikett auch einfach so abziehen, da es aus Kunststoff besteht.
Jetzt wird die Flasche gründlich gereinigt, Staub und Fingerabdrücke sollten danach nicht mehr sichtbar sein. Natürlich kann man noch viel in der Nachbearbeitung erledigen, aber was man hat, das hat man.

Flasche matt (frostig) machen
Es gibt für den Bereich der Produktfotografie einen Matt-Spray, der hervorragende Ergebnisse bringt. Ich habe den „Hama Mattspray“ verwendet. Es reicht, eine Schicht aufzutragen, schon stellt sich auf der Flasche der gewünschte Effekt ein. Der Spray kann problemlos für andere Produkte, die zu stark glänzen, verwendet werden, da er den Vorteil hat, wasserlöslich zu sein. Einmal feucht drüber wischen und alles wie neu. So ist das Produkt danach nicht „ruiniert“.
Die Wasserlöslichkeit ist aber in diesem Fall auch ein Problem! Denn wenn man nun versucht, eine so vorbereitete Flasche mit Tropfen zu versehen, löst sich der Mattspray auf und das Ergebnis ist alles andere als schön anzusehen.
Als Alternative bieten sich zb. Möbelwachs oder einen Fixierspray, wie er zum Beispiel für Kohlemalerei verwendet wird, an. Ich verwende den Hobby Line – Fixierspray Matt, der bringt ganz gute Ergebnisse. Anzumerken wäre hier, dass ich den Lack in mehreren Schichten auftrage, um ein möglichst schönes, gleichmäßiges Ergebnis zu erreichen. Empfehlenswert ist es auch, den Spray wenn möglich nicht in der Wohnung zu verwenden, da er stark riecht.
Auch hier sollte nur die zu fotografierende Seite mattiert werden, um Licht von hinten nicht zu blockieren.
Problematisch kann es werden, wenn man die Weingläser der Gemahlin mit Fixierspray bearbeitet, die wird nämlich alles andere als begeistert sein. Das Zeug bekommt man nämlich nicht mehr so leicht runter. Für diesen Fall empfehle ich einen wasserfesten Mattspray wie zb. den Kenro Kenair Antireflexspray, dieser ist wasserfest und kann danach mit einem Tuch einfach abgerieben werden. Ich verwende für Flaschen meist den Fixierspray, für Gläser den Antireflexspray.
Ist die Flasche nun schön matt, kann man sich daran machen, das Eis aufzutragen.

Ice, Ice Baby!
Ich habe, noch bevor die Tropfen aufgesprüht wurden, als zusätzlichen Schritt noch Eiskristalle an der Flasche angebracht. Das Produkt das ich verwendet habe, ist etwas schwer zu bekommen, aber genial. Es ist ein Pulver, dass in Verbindung mit Wasser zu Fake-Eis wird. Je nachdem wie viel Wasser man beimengt, bekommt man von hellem, weißen Schnee bis zum wässrigen Eiskristall alles damit hin. Es an der Flasche anzubringen ist aber etwas eine Fummelarbeit.

Wassertropfen
Da Wassertropfen verlaufen und nicht sehr langlebig sind, wird in der Produktfotografie gerne auf den Trick zurückgegriffen, Glycerin zu verwenden. Glycerin ist günstig, leicht zu bekommen (Glycerin pflanzlich) und unbedenklich zu verwenden. Das Glycerin wird mit Wasser vermischt (ich verwende meist ein Mischverhältnis von 1:1-1:2) und in einen Zerstäuber gefüllt. Verschiedenen Zerstäuber bringen verschiedene Ergebnisse was die Tropfengröße angeht. Auch die Entfernung spielt eine Rolle. Es empfiehlt sich , hier vorher etwas zu experimentieren, um sein ideales Ergebnis zu finden.

Und das war es dann auch schon! Fertig ist der Frosty Look… es bedarf etwas an Probieren bis man zu dem Ergebnis kommt, das man sich wünscht, aber macht ja auch Spass!
Mein Endergebnis seht ihr ja im Titelbild!